Sehr geehrter Herr Landeshauptmann,
Sehr geehrte Mitglieder der steiermärkischen Landesregierung,
Sehr geehrte Damen und Herren,
Mit Blick auf die verbleibende Regierungsarbeit und die bevorstehenden Regierungsverhandlungen möchten wir als Interessenvertretung von mehr als 200 steirischen Vereinen im zeitgenössischen Kunst- und Kulturbereich eindringlich an Sie appellieren: Setzen Sie sich durch die Veröffentlichung der Ausschreibung der mehrjährigen Fördervereinbarungen 2026-28 seitens des Landes Steiermark für die Absicherung der vielfältigen steirischen Kunst- und Kulturlandschaft ein!
Eine Investition in lokal und regional verankerte Kunst- und Kulturinitiativen wirkt nachhaltig und ist zukunftsorientiert: Jede Ausgabe für Kunst und Kultur ist eine Investition, die sich erwiesenermaßen mehrfach positiv auswirkt – auf die Standortattraktivität, Beschäftigung, Bruttowertschöpfung, Innovationsfähigkeit – und gezielt die Entwicklung einer demokratischen, gemeinschaftlich engagierten, sozial gefestigten und resilienten Gesellschaft fördert.
Steirische Kulturinitiativen ermöglichen ein vielfältiges Kulturleben für die lokale Bevölkerung. Ihre Stärken liegen in der Unterstützung kultureller aber auch sozialer Anliegen vor Ort. Steiermarkweit bieten Kulturvereine Menschen die Möglichkeit der kulturellen Teilnahme wie auch Teilhabe und fördern damit die Entwicklung ihrer persönlichen Fähigkeiten sowie Kompetenzen. Darüber hinaus ist die Kultur in der Steiermark ein zentraler Faktor für Image und Standortattraktivität, welcher der Abwanderung von Personen, insbesondere qualifizierter Arbeitskräfte, und Unternehmen entgegenwirkt. Über 11.600 erwerbstätige Personen sind in der Steiermark im Kunst- und Kultursektor beschäftigt. Durch ihre Tätigkeit erzielen sie eine jährliche Wertschöpfung von über 625 Mio. Euro. Hinzu kommen zahlreiche ehrenamtlich in Kulturorganisationen engagierte Personen, deren Engagement ohne die rahmengebende Arbeit geförderter Vereine nicht möglich ist.*
Um diese Leistung nicht zu gefährden und Arbeitsplätze zu erhalten, brauchen die steirischen Kulturinitiativen vor allem eines: Planungssicherheit. Die steiermärkische Landesregierung hat sich im Landesbudget 2024 das Ziel gesetzt, durch die Vergabe mehrjähriger Förderungen die „vielfältige, steirische (freie) Kulturszene“ zu sichern. Wir appellieren an Sie, diese Maßnahme dringend umzusetzen und die Stabilität sowie Kontinuität der vielfältigen steirischen Kulturlandschaft zu gewährleisten. Bricht die Finanzierung seitens des Landes in Form der mehrjährigen Fördervereinbarungen ein, bricht auch das Fundament dieses ohnehin notorisch unterfinanzierten Sektors ein.
Die Dringlichkeit einer perspektivischen Budgetkonsolidierung im Zuge der Regierungsverhandlungen ist uns bewusst, dennoch ist das Einsparungspotential im Bereich der Förderung der freien zeitgenössischen Kunst- und Kulturarbeit, angesichts der gesamten Landesausgaben, sehr gering. Der resultierende Schaden steht in keinem Verhältnis dazu. Die Zeit drängt! Übernehmen Sie die Verantwortung und veröffentlichen Sie die Ausschreibung der mehrjährigen Fördervereinbarungen jetzt!
* Quellen: Kulturstatistik 2022, Statistik Austria 2024; Kulturelle Beteiligung in Österreich, SORA 2023; WIFO-Studie 2020; Culture and Democracy, the evidence, Europ. Kommission 2023; NPO-Satellitenkonto, BMSGPK 2024
Hier gibt es die Möglichkeit, die nachfolgende Petition zu unterschreiben:
https://chng.it/yWJ4NV9BQv
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann
und Kulturreferent Mag. Christopher Drexler!
Wir haben Sie als engagierten Kulturreferenten kennengelernt und appellieren nun an Sie, dafür Sorge zu tragen, dass im Koalitionsabkommen Rahmenbedingungen festgeschrieben werden,
die das Feld der Kunst und Kultur auch in Zukunft strukturell und finanziell absichern.
Dazu braucht es:
- Erhalt der ORF Haushaltsabgabe in der Verwendung für das Kulturbudget
- Absicherung der Arbeit von Beteiligungsgesellschaften,
Institutionen und Vereinen durch mehrjährige Verträge
- Weiterentwicklung von Fair Pay
- Valorisierung der Kulturbudgets
- Unterstützung von innovativen Ansätzen
- Umsetzung der Kulturstrategie 2030 des Landes Steiermark
Warum braucht es das für die Freiheit der Kunst?
Für einen möglichst breiten Zugang für alle Menschen zu Kunst und Kultur in einer offenen, pluralen Gesellschaft, braucht es die Gleichzeitigkeit vieler Akteur:innen: von Einzelkünstler:innen sämtlicher Genres über kleine und mittlere Initiativen in den Gemeinden und Städten bis hin zu den großen Häusern und Beteiligungsgesellschaften - es braucht die Vertreter:innen der Traditionen und des kulturellen Erbes in der Volkskultur sowie die Innovationskraft zeitgenössischer Kunst, die ehrenamtliche Vereinsarbeit wie in den Blasmusikkapellen sowie kritische Gegenwarts- und Zukunftsformate in der reichhaltigen Förderungslandschaft unabhängiger Kunst- und Kulturakteur:innen. Es braucht inklusive wie soziokulturelle Zugänge, regionale und lokale sowie
überregionale, österreichweite, europäische und internationale Akzente und Netzwerke. Für all diese Betätigungsfelder ist es uns in vertrauensvoller und kritischer Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung, Verbänden, Interessensvertretungen, Beratungsgremien und
Kunst- und Kulturfeld in den letzten Jahren gelungen, einen Prozess für faire Kunst- und Kulturarbeit einzuleiten. Es geht dabei sowohl um die Stärkung ehrenamtlichen Arbeitens, als auch die Etablierung entsprechender Bezahlung für künstlerische und kulturelle Tätigkeiten in freien Bereichen. Die Planungssicherheit durch Mehrjahresverträge und der Anspruch auf regelmäßige Valorisierungen und faire Produktionsbedingungen spielen eine ebenso zentrale Rolle, wie die
vertragliche Absicherung von Festivals und Beteiligungsgesellschaften.
Die Kulturstrategie 2030, entwickelt gemeinsam mit mehr als 600 Beteiligten, zeugt von der Vitalität des Kulturlandes Steiermark. Der beschrittene Weg soll fortgesetzt, der im Landtag beschlossene Maßnahmenkatalog umgesetzt werden. Kooperationen statt Konkurrenz
stehen als hoffnungs- und friedensstiftende Zukunftsvision im Mittelpunkt.
Wir haben allen Anlass zu befürchten, dass die Kraft freier Kunstausübung abgeschafft werden soll, um einen Kunst- und Kulturbegriff einer „homogenen Leitkultur“ zu etablieren. Der außerordentliche
und überregional bekannte kulturelle Reichtum des Standorts Steiermark, das Grenzen überschreitende und offene europäische Bewusstsein ist in Gefahr. Wir können an Entwicklungen in Ungarn und der Slowakei ablesen, welch fatale Folgen das für den Zustand von Gesellschaft hat.
Die Geschichte zeigt: autoritäre politische Bewegungen schränken zuerst das vielfältige Kunst und Kulturfeld ein.
In der Hoffnung, Sie in Ihrer Position zu stärken, unterzeichnen wir aus demokratischer Überzeugung
Vielen Dank für die Unterstützung!